
Aufzeichnungen aus dem Gießener Stadtarchiv, zusammengestellt von Dr. Brake | |
1552 | 10. Januar „Das Wasser der Lahn drang in die Stadt, also daß die Leute ihr Vieh auf die Böden der Häuser bringen mußten. Die Flut brachte auf den Feldern großen Schaden hervor und viele Brücken und Stege wurden weggeführt, so auch die ganz alte Lahnbrücke.” [Buchner, vor 100, S. 87] |
1614 | 21. November „War ein so großes Gewässer, daß man an etlichen Orten mit Schiffen gefahren hat und an vielen Orten bis an den Gürtel hat baden müssen. Die Wieseck brach durch die Thore in den Wallgraben und lief die ganze Nacht hinein. Des morgens brach auch die Lahn in den Wallgraben. Man steuerte dem Unglück, indem man beyde Oeffnungen mit Mist und großen Hölzern verstopfte.” [Buchner, vor 100, S. 87, Vgl. Wochenblatt 1764, S. 58] |
1643 | 3. bis 5. Januar Von Marburg bis Gießen außerordentlich starke Überschwemmung. „Am 4. Januar zwischen 12 und 1 Uhr nachts brach das Wasser in den Wallgraben und in die Stadt, „daß es an etlichen Orten zweier Mann tief gewesen”. In den Gassen Gießens fuhr man mit Nachen und Backtrögen, und nur der Markt blieb trocken.” [Buchner, vor 100, S. 87] |
1749 | 26. Mai, 2. Pfingstfeiertag Ein heftiges Gewitter ging nieder mit ganz gewaltigem Regen und starkem Wind und Schloßen, „daß man in den Stuben das Wasser mit halbe Züber voll aufscheppen konnte.” Bei Londorf und Treis war ein Wolkenbruch gefallen, „daß das Gewässer um 3 Uhr um Gießen angelaufen kam, daß alles bis bald bei Heuchelheim in Wasser gestanden und von der Neustadt bis an die Ruh ging. Vor dem neuen Weg ging es ellenhoch über alle Wiesen, kleinen und großen Steinweg, daß das Vieh allesammt hindurchschwimmen mußte, doch glücklich, daß keins ertrunken. Die Hirten wurden in [Nachen] geholet.” [Buchner, vor 100, S. 89] |
1763 | 30. Dezember Infolge anhaltenden Regenwetters traten Lahn und Wieseck über die Ufer und setzten die ganze Gegend unter Wasser. Das Wasser brach in die Wallgräben ein und die ganze Stadt war derart überschwemmt, „daß nur einige wenige Plätze, welche sehr hoch liegen, vom Wasser entblößt blieben.” [Buchner, vor 100, S. 86] |
1882 | 28. November Höchstes Hochwasser des Jahrhunderts (ohne Beleg) |
1920 | 10. Januar Ein plötzlicher Wolkenbruch setzte am 10. Januar ein. Es hatte schon einige Tage zuvor geregnet, so daß das Erdreich von Wasser gesättigt war. Die Wieseck trat über die Ufer und bildete im Busecker Tal einen mächtigen See, der das ganze Tal einnahm. Ihr Wasser war so hoch, daß es fast bis an die Brückenbögen der Straßenüberführungen an der Löberstraße reichte. Die Lahn blieb nicht in ihrem Bett. Sie breitete sich plötzlich über nacht über die Flachuferstraße nach Heuchelheim zu aus, setzte die Krofdorfer Straße und den damaligen Juxplatz unter Wasser so daß nur ein Kahn die notdürftige Verbindung dieses Stadtteils mit der Stadt herstellen konnte. Am 11. Januar betrug die Niederschlagsmenge „nicht weniger als 24,7 Millimeter” und es kam noch ein Sturm der Stärke 8 hinzu. Das Lahntal mit seinen Seitentälern verwandelte sich bis nach Marburg in einen einzigen großen See. Am 13. Januar mußte die Gießener Straßenbahn den Betrieb einstellen, weil Wasser in das Elektrizitätswerk eingedrungen war. [OT 28.02.1937] |
1937 | 23. Februar Hochwasser der Lahn im Abflauen [GA 23.02.1937] |
1961 | 2. Februar Die Lahn führt das größte Hochwasser seit 1946 und überschwemmt auch bei Gießen weithin das Land. [GFP] |
1964 | 12. Oktober Offizieller Besuch von Staatsminister Hacker, Besichtigung des hochwassergefährdeten Gebietes an der Lahn [Tä] |
1966 | 8. Januar Hochwasser der Lahn [Tä] |
1966 | 22. Juli Hochwasser der Wieseck [Tä] |
1970 | 24. Februar Zwischen den beiden Bahndämmen und der Trasse der B 49a ein riesiger See. Am stärksten betroffen war der Stadtteil Sachsenhausen. Überflutete Straßen, Gärten und Wiesen. Pumpaktion im Keller des Landratsamts. [GA 24./25.07.1970] |
1974 | 12. Februar Nach starken Regenfällen trat die Lahn über die Ufer. Weite Teile der an die Ufer angrenzenden Gebiete standen unter Wasser. [GA 12.02.1974] |
1974 | 18. Dezember Nach Windgeschwindigkeiten von 86 km/h und Niederschlägen von 13,4 mm bilden sich große Seen zwischen Trohe und Wieseck sowie auf den Lahnwiesen zwischen Heuchelheim und Dutenhofen bildete sich eine riesige Seenplatte. [GA 18.12.1974] |
1984 | 7. Februar Winterhochwasser infolge Schneeschmelze und starken Niederschlägen nach vorangegangener anhaltender Frostperiode im gesamten oberen Lahn- und Dill-Einzugsgebiet; großflächige Überflutungen an der gesamten Lahn und fast allen Nebengewässern mit vielerorts Extremwasserständen. [Regierungspräsidium Gießen] |
1993 | 12. Januar Gießen wird nach ergiebigen Regenfällen von Hochwasser heimgesucht: die Lahn ist auf die kritische Marke von 6,50 Meter gestiegen, auch neben Wieseck und Kropbach herrscht „Land unter”. 200 Feuerwehrmänner müssen über hundert Mal ausrücken, vor allem zum Keller auspumpen. |