Hochwasserschutz ist nach der sogenannten „Drei-Säulen-Strategie“ gegliedert. Dies sind: Natürlicher Rückhalt, Technischer Hochwasserschutz sowie Hochwasservorsorge. Hierunter versteht man die Summe aller Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und Sachgütern.
Im Gießener Stadtarchiv lassen sich Schilderungen von früheren Hochwasserereignissen an den Gießener Gewässern finden.
Für die Kernstadt Gießen hat der Bau des Bahndammes der Main-Weser-Bahn um 1850 für eine Beendigung der Hochwassergefahr gesorgt. Für die Weststadt wurde erst im 19. Jahrhundert mit hochwasserschützenden Maßnahmen begonnen. Der in 2009 fertig gestellte Werner-Gleim-Deich (in der Nähe des Umspannwerk Gießen bis hin zum östlichen Ende der Schlachthofstraße) hat die oberirdische Bedrohung der Siedlungsflächen der Gießener Weststadt weitgehend beendet. Ergänzend dazu hat MWB in den Jahren 2014 bis 2016 im Auftrag der Stadt drei Schieber- und Pumpstationen gebaut, damit auch das Kanalnetz gegen Hochwasser gesichert wird.
Bei allen baulichen Vorkehrungen gegen Hochwassereinwirkungen auf die Siedlungsflächen bleibt immer noch ein Restrisiko bestehen. Einen absoluten Schutz gegen große Hochwasser ist nicht möglich. Aus diesem Grund sind auch die Bürger*innen gefordert, Hochwasservorsorge zu betreiben. MWB berät hierzu gerne. Mehr zum Thema Hochwasservorsorge und Regenwassermanagement im Eigenheim erfahren Sie unter https://www.mwb-giessen.de/abwasser/grundstuecksentwaesserung/abwasserrueckstau und https://www.mwb-giessen.de/abwasser/grundstuecksentwaesserung/regenwassermanagement-im-eigenheim
- Meldestufe I (Lahn-Pegel Klärwerk Gießen: ab 5,50 Meter): Diese ist erreicht, wenn bordvoller Durchfluss im Gewässer herrscht. Es kann hierbei schon zu stellenweisen Ausuferungen kommen. Die Meldestufe I gibt den Meldebeginn an.
- Meldestufe II (Lahn-Pegel Klärwerk Gießen: ab 6,00 Meter): Entspricht einem größeren Hochwasser. Flächenhafte Überflutung ufernaher Grundstücke, leichte Verkehrsbehinderungen auf Gemeinde- und Hauptverkehrsstraßen, Gefährdung einzelner Gebäude sowie Überflutung von Kellern sind zu erwarten.
- Meldestufe III (Lahn-Pegel Klärwerk Gießen: ab 6,50 Meter): Entspricht einem außergewöhnlichen Hochwasser. Bebaute Gebiete sind im größerem Umfang überflutet*, Sperrung von überörtlichen Verkehrsanbindungen ist möglich sowie der Einsatz von Deich- und Wasserwehr ist erforderlich.
*in Gießen kommt es auf Grund der von MWB durchgeführten Maßnahmen, wie z.B. Deichbau, auch bis zur Meldestufe 3, nicht zu größeren Überflutung von bebauten Gebieten. Hochwassermeldestufen (Quelle: www.hlnug.de)
Aktuelle Pegelständer der Lahn am Klärwerk in Gießen: Link Pegelstand
KONTAKT
Herr Oliver Friedl
Sachgebiet Wasserbau und Hochwasserschutz
MWB - Mittelhessische Wasserbetriebe
Alicenstraße 33
35390 Gießen
Tel. 0641 306-1792
Fax 0641 306-1840
3. Januar
10-jährliches Hochwasserereignis: Die Lahn steigt auf fast 6,50 Meter an und erreicht auf Grund von starken Regenfällen somit knapp Meldestufe 3
29. Mai
Hundertjährliches Starkregenereigns - die Kanalisation konnte auf Grund von Starkregen, der in kurzer Zeit fiel, die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Dadurch kam es zu einem Rückstau und viele Straßen in Gießen wurden überflutet
12. Januar
Gießen wird nach ergiebigen Regenfällen von Hochwasser heimgesucht: die Lahn ist auf die kritische Marke von 6,50 Meter gestiegen, auch neben Wieseck und Kropbach herrscht „Land unter”. 200 Feuerwehrmänner müssen über hundert Mal ausrücken, vor allem zum Keller auspumpen.
7. Februar
Winterhochwasser infolge Schneeschmelze und starken Niederschlägen nach vorangegangener anhaltender Frostperiode im gesamten oberen Lahn- und Dill-Einzugsgebiet; großflächige Überflutungen an der gesamten Lahn und fast allen Nebengewässern mit vielerorts Extremwasserständen. [Regierungspräsidium Gießen]
11. August
Nach sintflutartigen Regenfällen innerhalb von 48 Stunden standen die Wieseckaue sowie große Teile Allendorfs unter Wasser. Die Wieseck und der Kleebach war über die Ufer getreten. Der Kleebach überschwämmte in Allendorf Gärten und Keller und unterbrach die Verbindung zwischen dem alten Ort und dem Neubaugebiet. Auch in der Eichgärtenallee und in der Innenstadt mussten zahlreiche Keller von der Feuerwehr ausgepumpt werden. [GA 12.8.1981]
18. Dezember
Nach Windgeschwindigkeiten von 86 km/h und Niederschlägen von 13,4 mm bilden sich große Seen zwischen Trohe und Wieseck sowie auf den Lahnwiesen zwischen Heuchelheim und Dutenhofen bildete sich eine riesige Seenplatte. [GA 18.12.1974]
12. Februar
Nach starken Regenfällen trat die Lahn über die Ufer. Weite Teile der an die Ufer angrenzenden Gebiete standen unter Wasser. [GA 12.02.1974]
24. Februar
Zwischen den beiden Bahndämmen und der Trasse der B 49a ein riesiger See. Am stärksten betroffen war der Stadtteil Sachsenhausen. Überflutete Straßen, Gärten und Wiesen. Pumpaktion im Keller des Landratsamts. [GA 24./25.07.1970]
22. Juli
Hochwasser der Wieseck [Tä]
8. Januar
Hochwasser der Lahn [Tä]
12. Oktober
Offizieller Besuch von Staatsminister Hacker, Besichtigung des hochwassergefährdeten Gebietes an der Lahn [Tä]
2. Februar
Die Lahn führt das größte Hochwasser seit 1946 und überschwemmt auch bei Gießen weithin das Land. [GFP]
23. Februar
Hochwasser der Lahn im Abflauen [GA 23.02.1937]
10. Januar
Ein plötzlicher Wolkenbruch setzte am 10. Januar ein. Es hatte schon einige Tage zuvor geregnet, so daß das Erdreich von Wasser gesättigt war. Die Wieseck trat über die Ufer und bildete im Busecker Tal einen mächtigen See, der das ganze Tal einnahm. Ihr Wasser war so hoch, daß es fast bis an die Brückenbögen der Straßenüberführungen an der Löberstraße reichte. Die Lahn blieb nicht in ihrem Bett. Sie breitete sich plötzlich über nacht über die Flachuferstraße nach Heuchelheim zu aus, setzte die Krofdorfer Straße und den damaligen Juxplatz unter Wasser so daß nur ein Kahn die notdürftige Verbindung dieses Stadtteils mit der Stadt herstellen konnte. Am 11. Januar betrug die Niederschlagsmenge „nicht weniger als 24,7 Millimeter” und es kam noch ein Sturm der Stärke 8 hinzu. Das Lahntal mit seinen Seitentälern verwandelte sich bis nach Marburg in einen einzigen großen See. Am 13. Januar mußte die Gießener Straßenbahn den Betrieb einstellen, weil Wasser in das Elektrizitätswerk eingedrungen war. [OT 28.02.1937]
28. November
Höchstes Hochwasser des Jahrhunderts (ohne Beleg)
30. Dezember
Infolge anhaltenden Regenwetters traten Lahn und Wieseck über die Ufer und setzten die ganze Gegend unter Wasser. Das Wasser brach in die Wallgräben ein und die ganze Stadt war derart überschwemmt, „daß nur einige wenige Plätze, welche sehr hoch liegen, vom Wasser entblößt blieben.” [Buchner, vor 100, S. 86]
26. Mai, 2. Pfingstfeiertag
Ein heftiges Gewitter ging nieder mit ganz gewaltigem Regen und starkem Wind und Schloßen, „daß man in den Stuben das Wasser mit halbe Züber voll aufscheppen konnte.” Bei Londorf und Treis war ein Wolkenbruch gefallen, „daß das Gewässer um 3 Uhr um Gießen angelaufen kam, daß alles bis bald bei Heuchelheim in Wasser gestanden und von der Neustadt bis an die Ruh ging. Vor dem neuen Weg ging es ellenhoch über alle Wiesen, kleinen und großen Steinweg, daß das Vieh allesammt hindurchschwimmen mußte, doch glücklich, daß keins ertrunken. Die Hirten wurden in [Nachen] geholet.” [Buchner, vor 100, S. 89]
3. bis 5. Januar
Von Marburg bis Gießen außerordentlich starke Überschwemmung. „Am 4. Januar zwischen 12 und 1 Uhr nachts brach das Wasser in den Wallgraben und in die Stadt, „daß es an etlichen Orten zweier Mann tief gewesen”. In den Gassen Gießens fuhr man mit Nachen und Backtrögen, und nur der Markt blieb trocken.” [Buchner, vor 100, S. 87]
21. November
„War ein so großes Gewässer, daß man an etlichen Orten mit Schiffen gefahren hat und an vielen Orten bis an den Gürtel hat baden müssen. Die Wieseck brach durch die Thore in den Wallgraben und lief die ganze Nacht hinein. Des morgens brach auch die Lahn in den Wallgraben. Man steuerte dem Unglück, indem man beyde Oeffnungen mit Mist und großen Hölzern verstopfte.” [Buchner, vor 100, S. 87, Vgl. Wochenblatt 1764, S. 58]
10. Januar
„Das Wasser der Lahn drang in die Stadt, also daß die Leute ihr Vieh auf die Böden der Häuser bringen mußten. Die Flut brachte auf den Feldern großen Schaden hervor und viele Brücken und Stege wurden weggeführt, so auch die ganz alte Lahnbrücke.” [Buchner, vor 100, S. 87]
Aufzeichnungen (1552 bis 1993) aus dem Gießener Stadtarchiv, zusammengestellt von Dr. Brake